Der Weihnachtsfrieden 1914
Ein Multinationales historisches Projekt des AKSMG Dresden und des MHM Wolkenstein mit Internationalen Partnern
Planungen des MHM zum multinationalen Projekt „Weihnachtsfrieden 1914-2014“ – Teil 1: Wales
veröffentlicht im April 2014

Manchmal hört und liest man in den Medien zur aktuellen Ukrainekrise, wie sehr doch die aktuelle politische Lage der Situation vor dem Ersten Weltkrieg entspräche. Das Schreckensgespenst eines grossen Krieges wandelt 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges erneut durch die Köpfe und auch die Gedenkveranstaltungen an eine der grössten Katastrophen der Geschichte sind entweder zum Teil schon angelaufen oder die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren.

Bereits vor dem Jahr 2008 enstanden erste Kontakte zwischen dem Arbeitskreis Sächsische Militärgeschichte e.V. in Dresden und einem der renommiertesten Kenner der Geschichte eines der vornehmsten britischen Infanterieregimenter, der Royal Welsh Fusiliers (RWF): dem holländischen Professor John Krijnen. Denn die RWF lagen als Teil der britischen Expeditionsstreitkräfte (B.E.F.) gegen Ende 1914 an der Westfront zwei der bekanntesten sächsischen Infanterieregimentern, dem Zwickauer IR 133 und dem Plauener IR 134, gegenüber. Durch diese historische Verbindung und als Ergebnis einer Anfrage John Krijnens in Dresden entstand ein langjähriger Austausch und eine Freundschaft mit John Krijnen und den RWF, die auch durch mehrfache Besuche vertieft werden konnte.

An Weihnachten ereignete sich an der Westfront an verschiedenen Stellen, unter anderem eben auch zwischen den Walisern und den Sachsen, eines der denkwürdigsten Ereignisse des Ersten Weltkrieges: der Weihnachtsfrieden. Engländer und Deutsche vereinbarten inoffizielle Waffenruhen und feierten gemeinsam das Fest des Friedens, begleitet von Begräbnissen, Austausch von Essen, Trinken und Anderem. Auch Fussball wurde gespielt. Um an dieses einmalige Ereignis zu erinnern, entstand die Idee eines gemeinsamen Projekts zur Durchführung einer Wanderausstellung zwischen Wales, Sachsen und Flandern. Nach langen Vorbereitungen und politisch bedingten Verzögerungen trafen sich vom 13.-16. März 2014 eine Gruppe des Arbeitskreises Sächsische Militärgeschichte und Militärhistorischen Museums Wolkenstein mit einem General im Ruhestand der RWF, Johnathan Riley, weiterhin Dr. Kevin Mason, dem Museumsdirektor des RWF-Museums in Caernarfon und Direktor des Bodelwyddan Castle (einem der geplanten Auststellungsorte in Wales neben Cardiff und Caernarfon), und der Direktorin der Walisischen Museen, Bibliotheken und Gallerien, Linda Tomos, zu Arbeitstreffen zuerst in Bodelwyddan und tags darauf in Caernarfon. Dabei konnten neben dem Museum der RWF auch die Örtlichkeiten in Augenschein genommen, einzelne der einzigartigen Leihgaben, die neben anderen nach Wolkenstein kommen sollen, begutachtet werden und die Einzelheiten im Zusammenhang mit der Wanderauststellung besprochen werden, welche am 2. August 2014 in Wolkenstein eröffnet werden soll.

Auch im Strategiepapier der Walisischen Regierung findet dieses überregionale Projekt Erwähnung. Leider fehlt in Deutschland ein vergleichbares Interesse sowie Unterstützung. Dennoch hoffen sowohl der AK Sächsische Militärgeschichte als auch das MHM darauf, dem von der walisischen Regierung gewünschten weiterführenden Austausch gerecht zu werden und freuen sich auf den Besuch der walisischen, flandrischen und holländischen Partner und Freunde. Natürlich sind wir bemüht, eine ranggerechte Begrüssung der walisischen Abordnung anlässlich deren Besuchs in Wolkenstein zur Eröffnung gewährleisten zu können.



Planungen des MHM zum multinationalen Projekt „Weihnachtsfrieden 1914-2014“ – Teil 2: Ypern und Frelinghien
veröffentlicht im Mai 2014

Nach den interessanten und vielversprechenden Treffen in Wales begab sich die Gruppe vom Arbeitskreis Sächsische Militärgeschichte und Militärhistorischen Museum Wolkenstein weiter nach Flandern, um sich dort vom 17.-19. März mit den belgischen und französischen Partnern der Wanderausstellung „Weihnachtsfrieden 1914-2014“ zu treffen und um natürlich auch die historischen Orte zu besuchen.
Nachdem am ersten Tag noch Gelegenheit war, das berühmte „In Flandern Fields Museum“ in Ypern zu besuchen, stand am nächsten Tag das Arbeitstreffen mit den Partnergemeinden auf dem Programm. Die geplanten Ausstellungsorte - Ploegsteert, Armentieres und Frelinghien - hatten alle ihre jeweiligen Abordnungen geschickt.
Zum großen Teil waren in diesen die Marketing- und Tourismusverantwortlichen der Gemeinden, aber auch einige Mitglieder historischer Vereine waren dabei sowie ein lieber und herzlicher alter Bekannter: Bernard Cousin, ein französischer Gemüsebauer aus Felinghien und exzellenter Kenner der Gegend und ihrer Geschichte.
Unter der Leitung von Lt.-Gen. (ret.) Johnathan Riley fand das Treffen im Rathaus von Ploegsteert, dem geplanten ersten Ausstellungsort in Flandern ab Mitte Oktober, statt.








Besonders beeindruckend war das umfangreiche Programm an Gedenkveranstaltungen in der Gegend, in deren Erinnerung der furchtbare Krieg ungleich tiefer verwurzelt ist und an vielen Stellen noch immer sicht- und greifbar. So gestaltete sich die Festlegung der Ausstellungstermine besonders schwierig. Auf der Agenda standen weiterhin der Ablauf der Vorbereitungen und zu leistenden Arbeiten und zu übernehmende Kosten, der gemeinsame Ausstellungskatalog mit Begleitheft, Marketing, Transport, Versicherung und Auflistung der Gegenstände und deren Liefertermin, Umfang der Bereitstellung von Material und Vitrinen, sowie Anforderung individueller Ausstellungsstücke, Publikationsrechte und nicht zu vergessen das Fußballspiel zwischen deutschen und britischen Soldaten. Als Verhandlungssprachen dienten Englisch und Französisch. Am Ende wurden alle getroffenen Absprachen und Termine in einer Vereinbarung zur Unterzeichnung zusammengefasst.
Besonders bemerkenswert und unverkennbar waren der Enthusiasmus und die Einsatzbereitschaft aller Partner.
Mit John Krijnen und Johnathan Riley konnten wir uns an den beiden Abenden noch weiter austauschen. Professor John Krijnen ist mit seiner ruhigen, zurückhaltenden Art, seinem umfangreichen Wissen und seinem verschmitzten, freundlichen Wesen eine Bereicherung und großartige Stütze des Projekts und wir freuen uns schon darauf, ihn in Wolkenstein begrüßen zu dürfen.

Nach Abschluss der Verhandlungen und am folgenden Tag konnten wir noch in Begleitung von John Krijnen und Bernard Cousin die historischen Orte in Frelinghien besuchen und den Fortschritt des Denkmals zur Erinnerung an den Weihnachtsfrieden sehen. Die besondere Gastfreundschaft von Bernard Cousin darf nicht unerwähnt bleiben, der uns in sein Haus einlud und dem wir eine einmalige Führung über das alte Schlachtfeld im Hinterland der Lys verdanken. Noch immer findet Bernard Spuren der erbitterten Kämpfe im Boden während seiner Feldarbeit oder Spaziergängen.
Besonders bewegend waren die menschlichen Überreste, die er gelegentlich neben Munitionsresten aus seinen Feldern holt und bis zu deren Weitergabe an die örtlichen Autoritäten bei sich verwahrt. Auch Menschen wie Bernard ist es zu verdanken, dass ihr Schicksal nicht vergessen wird.


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Der Besuch in Flandern wurde mit der Teilnahme am „Last Post“ unter dem Menines-Tor am letzten Abend in Ypern beendet.

Nun laufen bis zum Eröffnungstermin, am 2. August die Vorbereitungen zur Ausstellung, wobei auch die Unterstützung der Stadt Wolkenstein wichtig ist, die einen eigenen Raum im Schloss zur Verfügung stellt. Eine verkleinerte Version des deutschen Teils der Ausstellung wird ab dem 10. Mai in den Räumen des Arbeitskreises Sächsische Militärgeschichte e.V. im Torhaus vor dem Militärhistorischen Museums in Dresden eröffnet werden.

Erste Vorstellung der Ausstellung „100 Jahre Weihnachtsfrieden 1914 – 2014“ in Dresden und neue Leihgaben im MHM
veröffentlicht im Mai 2014

Am Nachmittag des 10. Mai fand die erste Präsentation und kurze Vorstellung eines kleinen Teiles der Ausstellung zum Weihnachtsfrieden 1914 im Torhaus vor dem Militärhistorischen Museum Dresden durch den Arbeitskreis Sächsische Militärgeschichte e.V. statt. Neben einer großen Anzahl von Vereinsmitgliedern waren ein ehemaliger Stadtrat Dresdens sowie der an der Ausstellung mitwirkende Professor im Fachbereich Geoinformation an der HTW Dresden, Dr. Uwe Ulrich Jäschke, anwesend. In den folgenden Wochen kann man sich in den Vereinsräumen einen Eindruck der geplanten Ausstellung machen.
Neben den Hinweisen und Kommentaren konnten wir für das Museum einen kleinen Bildband mit alten Stadtansichten Wolkensteins aus Dresden mitnehmen.

Eröffnung der Ausstellung „Weihnachtsfrieden 1914 – 2014“
veröffentlicht im August 2014

Lange hat das Militärhistorische Museum auf diesen Moment hingearbeitet und am 2. August war es endlich soweit: Die Ausstellung zum „Weihnachtsfrieden“, anlässlich des Gedenkens des 100. Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges, wurde im Schloss Wolkenstein eröffnet.
Zu sehen sind in dem eigens renovierten Raum originale und wertvolle Stücke von unserem Partner in Wales, dem Museum des Regiments Royal Welch Fusiliers in Caernarfon. Neben den Ausstellungsstücken aus Wales sind natürlich auch Sachen von dem damals gegenüber liegenden Sächsischen Infanterie-Regiment Nr. 133 aus Zwickau sowie anderen Angehörigen einheimischer Regimenter zu sehen. Einzigartig sind Gegenstände wie das Jagdhorn der 133er, welches auch an den Weihnachtstagen 1914 zum Einsatz kam. Sehr bedauerlich ist, dass wir die wunderschöne Regimentstrommel der Waliser nicht zeigen können, da der Transport eine zu große Belastung wäre. Denn obwohl sie so viele weltberühmte Schlachten gesehen hat und deren Namen, wie zum Beispiel Alma (Krimkrieg, 1853-1856), trägt, wäre es einfach ein zu großer Verlust, sollte das äußerst fragile und empfindliche Objekt beschädigt werden. Leider konnte Generalleutnant Riley wegen seiner vielen anderen Verpflichtungen nicht kommen, aber wir waren besonders stolz, den Leiter des Museums auf Burg Bodelwyddan, Dr. Kevin Mason, begrüßen zu dürfen, der uns in Allem eine unschätzbare Hilfe und Unterstützung ist. Das schöne Bodelwyddan wird, wie das Nationalmuseum in Cardiff, einer der kommenden Ausstellungsorte sein, auf die wir besonders stolz sind. Es ist ein großes Zeichen, dass so viele sich auf den Weg gemacht haben, um bei er Eröffnung anwesend zu sein und den
Gefallenen dieses furchtbaren Krieges und dem einmaligen Ereignis der inoffiziellen Waffenruhe zu gedenken. In erster Linie sind hier natürlich die Nachfahren der beiden an jenem Ort Frelinghien am Weihnachtsfrieden beteiligten Offiziere, Herr Miles Stockwell und Herr Joachim von Sinner, zu nennen, aber auch Freunde und Unterstützer der Ausstellung wie John Krijnen aus den Niederlanden oder Bernard Cousin aus Frankreich.
Auch ist es für uns schön, dass sich mit dem MDR und der Freien Presse zwei große sächsische Medienhäuser für die Ausstellung interessieren. So zeichnete der MDR Sachsenspiegel ein Interview mit dem Museumsleiter des MHM, Herrn Hans-Jürgen Donner, in Wolkenstein und dem Verantwortlichen des Arbeitskreises Sächsische Militärgeschichte, Herrn Manfred Beyer, in Dresden im Rahmen einer wissenschaftlichen Dokumentation zum Ersten Weltkrieg mit besonderem Augenmerk auf die Beteiligung von, Erfahrungen und Auswirkungen in Sachsen auf.

Wir sind uns natürlich bewusst, dass eine Beschäftigung mit dem Thema Krieg äußerst umstritten ist und Militärhistorische Museen sehen sich besonders hohen Akzeptanzschwellen und kritischen Blicken ausgesetzt. Man kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass es diesen Museen in keinster Weise um eine Glorifizierung oder Verherrlichung des Krieges und des Militärischen geht, sondern gerade das Gegenteil ist der Fall. Wir haben uns mit dem Weihnachtsfrieden auf besonders sensible Art dem Thema genähert, ging es uns doch um das Verbindende, Humanitäre und Menschliche und nicht um das Militärische und fürchterliche Töten. Im Mittelpunkt stehen Einzelpersonen. Dennoch muss man auch den Weihnachtsfrieden entsprechend bewerten und einordnen können, da er in der Öffentlichkeit im Laufe der Zeit kaum noch bekannt oder gar romantisierend verklärt wird.
Die Soldaten und Offiziere beider Fronten zeigten mit dem „Kleinen Weihnachtsfrieden“, dass sie für ein Ende des grauenhaften Krieges bereit waren.

Auch das MHM schließt sich dem Motto des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien an: „Kriege gehören ins Museum!“ Sieht man doch heute mehr denn je, wie nötig gerade in Zeiten lange währenden Friedens ein schonungsloser Umgang und die Auseinandersetzung mit politischen Krisen und Kriegen sind. Militärhistorische Museen nehmen hier eine wichtige Funktion in der Erinnerungskultur, Aufklärung, Bildung und der regionalen Traditions- und Historienpflege wahr.

Die Ausstellung wird bis Ende Oktober in Wolkenstein zu sehen sein und von uns dann nach Frelinghien gebracht werden, von wo sie gegen Ende des Jahres weiter nach Wales gehen und schließlich ihren Abschluss in Zwickau, dem damaligen Garnisonsstandort der 133er, finden wird. Einen großen persönlichen Einsatz zeigte für die Fertigstellung des neuen attraktiven Ausstellungsraumes unser Bürgermeister mit seiner Schloss- und Museumsmannschaft. Ohne dieses Wirken hätten wir nicht unsere Sonderausstellung in diesem Raum präsentieren können.

Die von der Stadt Wolkenstein ermöglichten Umbauarbeiten waren ein großer Glücksfall für uns und werden dem Anlass absolut gerecht. Sicher werden auch zukünftige Sonderausstellungen dort einen würdigen Rahmen finden.

Beiträge des Militärhistorischen Museums im Wolkensteiner Heimat- und Anzeigeblatt 2014