Die Abteilung „Sächsische Jäger 1862-1866“ vom Grenadierbataillon v. Spiegel e. V.
Wolkensteiner Heimat und Anzeigeblatt 05/2017

Truppentransport im Preßnitztal Wer über technische Neuerungen in Deutschland spricht, kommt an Sachsen nicht vorbei. Das ist heute so und war auch im 19. Jahrhundert nicht anders. Im Jahre 1835 fuhr in Deutschland die erste Eisenbahn, zwischen Nürnberg und Fürth.
So innovativ das Ganze war, der Nutzen fiel recht gering aus. Drei Jahre später sollte das ganz anders aussehen. Die erste Ferneisenbahn wurde in Betrieb genommen, natürlich in Sachsen. Die Linie verband die Städte Leipzig und Dresden miteinander und läutete eine neue Epoche im Personen und Gütertransport ein. Das Monopol auf Lokomotiven, welches noch in England lag, begann bereits zu wanken. Zur Eröffnungsfahrt der Strecke fuhr bereits eine in der Maschinenfabrik Übigau entwickelte und gebaute sächsische Lokomotive mit. Der Fortschritt war nicht mehr aufzuhalten. Auch das Militär wurde auf diese Neuerung aufmerksam. Recht schnell wurden Bahnhöfe als schützenswerte und strategische Ziele erkannt. In der Revolution von 1848/49 entsetzte das Militär immer wieder Bahnhöfe von Aufständischen. Auch die Verstärkungen, die in den schweren Barrikadenkämpfen in Dresden eingesetzt wurden, kamen mit der Bahn.
Während der deutsche Bund sich seinen äußeren Feinden zuwandte und eine lange Phase des inneren Friedens vorherrschte, tobte auf dem amerikanischen Kontinent ein verheerender Bürgerkrieg. Schon die erste Schlacht von Manasses Junction wurde auch mit Hilfe der Eisenbahn entschieden.
Große Verbände marschierten in die Gegenrichtung der zu erwartenden Kampfhandlungen zu den Bahnstationen, um dann von der Eisenbahn umso schneller zum Einsatzort verbracht zu werden. Eisenbahnlinien und -bauwerke sowie Bahnhöfe wurden komplett zerstört, um dem Gegner die Möglichkeit des schnellen Handelns zu nehmen.
In Europa blieben diese Ereignisse nicht unbeobachtet. Die Großmächte entsandten recht schnell ihre Militärbeobachter, die das Gesehene bei Ihrer Rückkehr eifrig berichteten. Als sich im Deutschen Krieg 1866 die Sächsische Armee nach Böhmen zurückzog um die Vereinigung mit den österreichischen Bundesgenossen zu suchen, wurden in Sachsen Eisenbahnbrücken gesprengt, Kohledepots niedergebrannt und über hundert Lokomotiven und zugehörige Waggons über Zwickau und Reichenbach nach Eger gebracht. Diese mit größter Eile durchgeführte Aktion, die das Ziel hatte, den Transport preußischer Truppen durch Sachsen zu entschleunigen, wurde als die legendäre Lokomotivflucht zu Eger bekannt.
Um im Kriegsfall gut vorbereitet zu sein, muss in Friedenszeiten geübt werden. Die Sektion 1866 des Grenadierbataillons von Spiegel e.V. aus Wolkenstein wird daher gemeinsam mit der IG Preßnitztalbahn am Samstag, dem 20. Mai 2017 im Rahmen ihres 125 jährigen Streckenjubiläums, den „Truppentransport im Preßnitztal“ als Bundesmanöver durchführen, wie er im Jahre 1863 hätte stattfinden können. Dabei werden die Mitglieder mehrerer militärhistorischer Vereine in ihrer Darstellung als Sachsen, Preußen oder Österreicher gemeinsam die militärische Nutzung der Eisenbahn erlernen. Transport von Geschützen und Material auf Güterwagen ist hier genauso relevant, wie die Sicherung von Bahnstationen und die Unterstützung des Lokpersonals beim Nachfassen der Betriebsmittel.
Diese einzigartige Möglichkeit wird der erste Einsatz des Nachbaus der I K der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn im Rahmen der Festwochen zum Streckenjubiläum sein. Die IG Sächsische Jäger 1862-66 wird damit nach dem erfolgreichen Wochenende im Museumsdorf Seiffen im Juni 2016 ein weiteres Mal historische Plätze in Sachsen mit Leben erfüllen und dem interessierten Publikum zeigen, welches Bild Sachsen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geboten hat.
Lokomotiven-Am Sonntag, dem 21. Mai 2017, wurde unsere Sonderausstellung „Königlich Sächsische Jäger und Schützen nach Napoleon I. bis zum I. Weltkrieg“ mit zahlreichen auserwählten Exponaten eröffnet. Diese Ausstellung ist vom 23. Mai bis 24. September 2017 zu besichtigen. Von Leihgebern aus ganz Sachsen erhielten wir mehr als 30 Exponate. Von größter Seltenheit sind die fünf Gewehre (1807 bis 1871), Ausrüstungsgegenstände und Reservistika, wie Bierkrug und Pfeifenkopf, runden die Ausstellung ab. Auch eine Geschenktaschenuhr vom Unteroffizierskorps des Schützen-Regiments Nr. 108 befindet sich in der Ausstellung.
Unser Bürgermeister, Wolfram Liebing, fand einige Worte der Begrüßung an unsere Gäste und Freunde, was sehr wohltuend empfunden wurde.

Es berichtete
Thomas Pechmann
(Grenadierbataillon von Spiegel e. V. Wolkenstein)

Lokomotiven-Flucht 1866 vor der preußischen Armee nach Böhmen – Bahnhof Ege
Beiträge des Militärhistorischen Museums im Wolkensteiner Heimat- und Anzeigeblatt 2017