So ziemlich alles, was bisher über Kinderzeichnungen veröffentlicht wurde, hat Arno Stern mit seiner langjährigen praktischen Forschung widerlegt. Kinder würden von sich aus nie ein Bild malen, das einen besonderen Anspruch an Motiv und Schönheit hat. So etwas machen nur Kinder, die durch Aufgabenstellung, Belehrung und Vergleiche im Kunstunterricht oder durch stolze Erwartungen der Eltern um ihr spontanes, absichtsloses Mal-Spiel gebracht wurden. Sie sind dann abhängig und malen nur noch, um Noten oder Beachtung zu erhalten.

Der Malraum nach Arno Stern bietet den geschützten Raum, in dem jeder das absichtslose Mal-Spiel wieder entdecken und damit seinen ganz persönlichen Ausdruck im freien Malen wieder finden kann.




Der Malraum nach Arno Stern

ist ein Ort der Ruhe, Beständigkeit und Geborgenheit, frei von Belehrung, Interpretation und Deutung des Bildinhaltes. Im schöpferischen Prozess finden die Malenden ihre eigenen Themen, über die Zeit entwickeln und entfalten sich Techniken von selbst.

Die Wände sind für das Malen im Stehen vorbereitet und bekommen mit der Zeit durch das viele Übermalen der Blattränder harmonische, einprägsame bunte Muster. 18 leuchtende Gouachefarben, aufgereiht auf einem Palettentisch in der Raummitte, laden zum Malen ein.
Die Regeln und Rituale sind gleichbleibend, einfach und überschaubar. In einer Atmosphäre der Ruhe und Konzentration können die Malenden ihre eigenen Bilder malen und ihrer individuellen Spur folgen.


Arno Stern

wurde 1924 in Kassel geboren, seine Familie flüchtete 1933 aus Deutschland. Nach Stationen in Frankreich und der Schweiz nahm er nach Kriegsende mit Anfang 20 eine Stelle in einem Pariser Heim für Kriegswaisen an. Seine Aufgabe war es, die Kinder zu beschäftigen. Dies gelang ihm, indem er sie an das Spiel mit Pinsel und Farbe heranführte. Arno Stern entdeckte beim Malen der Kinder, dass die bildnerische Spur – die Formulation, wie er sie später nannte, nicht der Kunst angehörte, sondern eine Art universelle Bildersprache ist und jedem Menschen innewohnt.


Die Formulation

umfasst eine Abfolge von bildnerischen Elementen, Bewegungen und Wiederholungen, die sich der bewussten Wahrnehmung der Kinder entzieht. Die Entwicklung der Malspur geschieht in der Hingabe an das absichtlose Spiel. Im Gegensatz zur Kunst wird hier kein Werk geschaffen, das eine Botschaft vermitteln will. Bleibt das Malspiel von Bewertungen, Beurteilungen und neugierigen Fragen unberührt, so kann das Kind darin geistig-seelisch wachsen und reifen. Die Erkenntnisse Arno Sterns lassen sich auf alle Altersgruppen übertragen. Weiterführende Informationen sind in Artikeln über sein Wirken sowie auf seiner offiziellen Homepage zu finden.


Das Lebenswerk von Arno Stern

umfasst mittlerweile über 50 Jahre Forschungsarbeit. Er begleitet noch heute Kinder, Jugendliche und Erwachsene in seinem „Closlieu“ (geschützter Ort) in Paris und führt regelmäßig Weiterbildungen für Eltern, Lehrer, Interessierte und angehende Malort-Dienende durch.
Jüngere Forschungsarbeiten unterstreichen die Erfahrungen Arno Sterns, wonach sich Kinder innerhalb eines wertfreien Raumes, der Geborgenheit und Struktur vermittelt - im räumlichen wie im übertragenen Sinne – zu eigenverantwortlichen, selbstbewussten, emotional stabilen und ausgeglichenen Menschen entfalten.